
IKM
Internationale Konflikte
Forschung, Lehre und Unterstützung von Mediation, Dialog und Entscheidungsfindung in internationalen Konflikten und polarisierten Gesellschaften
Read moreDas Institut für Konfliktmanagement an der Europa-Universität Viadrina ist dem Ziel gewidmet, interessenbasierte Methoden der Konfliktbearbeitung in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft weiter zu etablieren und neue Anwendungsmöglichkeiten zu erschließen. Hierzu ist das Institut aktiv in der Forschung, Lehre, Praxis und dem Transfer auf dem Feld der Friedens- und Konfliktforschung und begleitet Konflikt-, Dialog- und Transformationsprozesse.
Ausgewählte Beispiele zur Veranschaulichung der Institutsaktivitäten in den verschiedenen Bereichen sowie an deren Schnittstellen sind das Forschungscluster Tough Choices, das Forschungs- und Transferprojekt Mediation Hub mit dem Auswärtigen Amt, die Moderation von Gesellschaftsdialogen, der regelmäßige Problem-Solving Workshop Peace Mediation & Crisis Diplomacy in Action sowie das Zertifikatsprogramm ViAPACS.
IKM
Dr. Christian Hochmuth
Geschäftsführer
Am 18. September veranstaltet das Kukuryku das neue Projekt „Wir müssen reden!“, eine Gesprächsreihe zwischen Stadtgesellschaft und Kommunalpolitik. Für mehrere Themen angesetzt, wird es in der ersten Runde um "Sicherheit in Frankfurt (Oder)" gehen.
Das Format zum Testen, Weiterentwickeln und Weitertragen ist ein Pilotprojekt und soll echte Gespräche, Perspektivwechsel, ehrliches Zuhören – und eine neue politische Gesprächskultur in der Stadt fördern. Es soll nicht um Zustimmung gehen – sondern um Verständigung.
Moderiert wird die Veranstaltung vom Institut für Konfliktmanagement der Europa-Universität Viadrina.
Die Berliner Kulturkonferenz, das größte Bündnis der Berliner Kulturverbände, hat sich zum Ziel gesetzt, den Entwurf eines Kulturfördergesetzes für Berlin zu erarbeiten. Dies ist ein hochkomplexes Projekt, denn es gilt, die Interdependenz von Themen, Mittelknappheit, Zielkonflikte, insbesondere aber die (mitunter gegenläufigen) Interessen einer Vielzahl von Akteur:innen zu berücksichtigen. Ein Beteiligungsverfahren, das bottom up angelegt ist, benötigt eine Struktur, die es ermöglicht, Interessen zu formulieren, zu reflektieren und zu kommunizieren. Um hierauf bestmöglich vorbereitet zu sein, hat die Berliner Kulturkonferenz im Sommer 2025 einen Workshop veranstaltet, in dem es darum ging, neben den Rahmenbedingungen von Gesetzgebungsverfahren und best practices aus anderen Bundesländern auch die Methodik der Interessenberücksichtigung kennenzulernen. Felix Wendenburg vom Institut für Konfliktmanagement hat die Berliner Kulturkonferenz dabei begleitet.
Hochschulen stehen aktuell unter großem Druck: Debatten um „Cancel Culture“, der Umgang mit Protesten auf dem Campus oder Anfeindungen gegenüber Forschenden und Lehrenden prägen derzeitige Diskussionen. Angesichts einer zunehmend polarisierten Debattenkultur sind Hochschulen gefordert, zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung zu beziehen und Regelungen für daraus entstehende Konflikte zu finden.
Vor besondere Herausforderungen sind Hochschulen durch das Spannungsfeld zwischen der Freiheit wissenschaftlicher Forschung und Lehre einerseits und dem Schutz vulnerabler Gruppen und der Gewährleistung konstruktiver Diskursräume andererseits.
Wie können Hochschulen als Orte akademischer Freiheit und freier Meinungsäußerung gleichzeitig sichere Räume schaffen, die Diskriminierung und Ausgrenzung ihrer Mitglieder verhindern? Wie gelingt es Hochschulen, dieser komplexen Verantwortung zu begegnen? Welche Möglichkeiten und Grenzen der Konfliktbearbeitung gibt es in diesem Feld? Und welche Rolle nehmen Hochschulen damit für die Regelung gesellschaftlicher Konflikte ein?
Am Donnerstag, den 16. Oktober 2025, ab 13 Uhr via Zoom werden Mario Clemens und Dr. Christian Hochmuth zu diesem Thema bei der ConflictA sprechen.
„Einfach besser lehren“ – Faculty Learning Community an der Viadrina bringt Lehrende ins Gespräch
Mit der letzten Sitzung am 15. Juli fand die Faculty Learning Community (FLC) „Einfach besser lehren – mit minimalem Aufwand zu maximaler Wirkung“ unter der Leitung von Mario Clemens ihren Abschluss. Lehrende und Lernende unterschiedlicher Fachrichtungen und Statusgruppen – vom Professor über die wissenschaftliche Mitarbeiterin bis hin zum Studierenden – trafen sich im zweiwöchigen Rhythmus, um sich mit Erkenntnissen der Lehr- und Lernforschung zu beschäftigen und konkrete Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Lehre zu diskutieren.
Im Zentrum stand dabei stets die Frage: Welche kleinen didaktischen Interventionen haben eine nachweislich große Wirkung – und wie lassen sie sich mit vertretbarem Aufwand in die eigene Lehre integrieren? Besprochen wurden Themen wie Vorwissensaktivierung, der optimale Schwierigkeitsgrad von Übungen („desirable difficulty“), motivationsförderliche Kursgestaltung sowie die Frage, wie sich die Vermittlung von Lernfähigkeiten mit der Vermittlung fachlichen Wissens verbinden lässt.
Die FLC war dabei nicht nur ein Ort wissenschaftlich fundierter Inspiration, sondern auch des kollegialen Austauschs. Besonders bereichernd war der Perspektivwechsel durch die Teilnahme eines Studierenden. Professor Fabian Bald hebt hervor, wie wertvoll es war, „aus studentischer Perspektive gespiegelt zu bekommen, wie bestimmte Lehrstrategien tatsächlich ankommen“. Diana Koppelt, ebenfalls Teilnehmerin, zieht ein positives Fazit: „Die FLC hat mir gezeigt, wie schon kleine Veränderungen – etwa beim Einstieg ins Seminar oder bei der aktiveren Einbindung der Studierenden – eine große Wirkung entfalten können. Das hat mir Mut gemacht, Neues auszuprobieren.“
Das Interesse an der FLC zeigt: Lehrende an der Viadrina suchen nach Wegen, ihre Lehre evidenzbasiert weiterzuentwickeln – ohne sich dabei zu überfordern.
Am 28. Juni war die Europa-Universität Viadrina erstmals Teil der Lange Nacht der Wissenschaften in Berlin. Im Zuge ihres interaktiven Vortrages "Zielkonflikte und Dilemmata im Deutschen Friedensengagement", diskutierte Dr. Anne Holper mit dem Publikum unbequeme Fragen wie: Wie kann man effektiv die Zivilbevölkerung in Gaza schützen und sich zugleich zur unverbrüchlichen Solidarität Deutschlands gegenüber Israel bekennen? Müssen wir die Ukraine den absehbar immensen Preis zahlen lassen, um Russland zur Einstellung der Feindseligkeiten zu bewegen, oder können wir die enormen Kosten und Risiken schultern, die notwendig sind, damit die Ukraine mit Russland zu akzeptablen Bedingungen verhandeln kann?
Solche außenpolitischen Dilemmata sind keine theoretischen Gedankenspiele, sie prägen das tägliche Handelns von Entscheidungsträger*innen der Bundesregierung, Diplomat*innen und internationalen Akteuren, wo hart um jede annähernd erträgliche Lösung gerungen werden muss. Holper, die Politik in der Praxis forschend begleitet, machte deutlich: „Ein Dilemma wird erst lösbar, wenn man es in seiner ganzen Abgründigkeit und Unlösbarkeit anerkennt, mitsamt der Tatsache dass man um Opfer wahrscheinlich nicht herumkommen wird. Erst wenn man sich von der Erwartung losmacht, es vollständig lösen zu können, lassen sich wieder neue Optionen denken."
Unser neues Team-Mitglied und langjährige Kooperationspartnerin Dr. Tetiana Kyselova hat als KIU Fellow des IKMs in Zusammenarbeit mit Vera Axyonova im Nomos Verlag ein Paper veröffentlicht, das die Versuche der OSZE untersucht, den innerukrainischen Dialog vor und nach Februar 2022 zu fördern. Dabei wird unter anderem argumentiert, dass der Beitrag der Organisation zur Aufrechterhaltung des sozialen Zusammenhalts durch den innergesellschaftlichen Dialog und die Professionalisierung einer lokalen Gemeinschaft von Dialogpraktikern in der Ukraine unterschätzt wurde.