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Viadrina Konflikt(management) Tage

IMG_1113_klein ©IKM

Am 1. und 2. November 2016 veranstaltete das Institut für Konfliktmanagement (IKM) der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) erstmalig die Viadrina Konflikt(management) Tage. Im Fokus stand die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Themenfeldern Konflikt und insbesondere Konfliktmanagement. Zudem hatten die Teilnehmer*innen in themengebundenen Workshops die Gelegenheit, sich Grundlagen und Methode der Konfliktbearbeitung zu erarbeiten und sie in Praxisfällen anzuwenden. Die Viadrina Konflikt(management) Tage richteten sich an deutsche und internationale Studierende aller Fakultäten und an Mitarbeiter*innen der Viadrina aus dem wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Bereich. Insgesamt nahmen 67 Personen an den Konflikt(management) Tagen teil, 46 Studierende (sieben von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, 21 von der Kulturwissenschaftlichen Fakultät und 18 von der Juristischen Fakultät) sowie 21 Mitarbeiter*innen der Universität.

In seiner Eröffnungsrede unterstrich Viadrina-Präsident Prof. Alexander Wöll den Stellenwert, den die Themenfelder Konflikt und Konfliktmanagement für das Gesamtprofil der Universität besitzen. Mit Blick auf die Viadrina Konflikt(management) Tage hob er vor allem deren fakultätsübergreifenden Ansatz und die Einbeziehung aller Mitarbeiter*innen der Universität hervor, die sich in diesem Rahmen für ihre tägliche Arbeit für die Viadrina weiterbildeten. Das biete einen wertvollen Wissenstransfer und stelle zugleich eine wichtige Ergänzung der praktischen Konfliktbearbeitungen dar, die das IKM im Rahmen der Viadrina-Konfliktmoderationsstelle für die Angehörigen der Viadrina leiste.

Prof. Lars Kirchhoff und Prof. Ulla Gläßer, die beiden wissenschaftlichen Direktor*innen des Instituts für Konfliktmanagement, setzten mit einem Überblick über den allgemeinen Forschungsstand und aktuelle Forschungsfragen den inhaltlichen Rahmen der Viadrina Konflikt(management) Tage. Sie hoben hervor, dass Konfliktmanagement, wie es im IKM und im personell und inhaltlich eng mit dem Institut verbundenen berufsbegleitenden Master-Studiengang Mediation und Konfliktmanagement an der Viadrina erforscht, angewandt und unterrichtet wird, auf einem breiten Konfliktbegriff aufbaue. Zudem stehe stets die (weiter gefasste) Frage im Fokus, wie Menschen schwierige Entscheidungen treffen und auf welche Weise sie dabei durch interessenorientierte Verfahren unterstützt werden können. Ein Schwerpunkt des Einführungsvortrags lag auf der Mediation als einem zentralen Verfahren alternativer Konfliktbearbeitung. Prof. Gläßer zeichnete die Entwicklung der Mediation auf drei verschiedenen Ebenen nach. Erstens habe sich die Mediation in ihrer praktischen Anwendung von den Anfängen insbesondere im Familienrecht in vielfältige weitere Fachgebiete ausgedehnt – z.B. Peer-Mediationen in Schulen, strafrechtliche Täter-Opfer-Ausgleiche oder Streitbeilegung im Rahmen der Wirtschaftsmediation. Zweitens sei eine zunehmende Normierung im Bereich Alternative Dispute Resolution zu beobachten: von der EU-Mediations-Richtlinie über das Gesetz zur Förderung der Mediation und anderer Verfahren der außergerichtlichen Streitbeilegung hin zur EU-ADR-Richtlinie und dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz. Drittens nehme die Forschung auf dem Gebiet der Mediation stetig zu. Nachdem zuerst überwiegend grundlegende Fragen untersucht worden wären, differenzierten sich die wissenschaftlichen Betätigungsfelder zunehmend aus. Die jeweiligen Leiter*innen der vier Kernbereiche des IKM – Konfliktmanagement in Justiz und Gesellschaft, Konfliktmanagement in der Wirtschaft, Konfliktmanagement in internationalen Friedensprozessen, Konfliktmanagement in Hochschule und Wissenschaft – rundeten den Einführungsblock der Konflikt(management) Tage mit Einblicken und Erkenntnissen zu laufenden Projekten ab. Dabei stellten sie nicht zuletzt die Praxisorientierung der Forschungsprojekte heraus.

In parallelen Workshops setzten sich die Teilnehmer*innen anschließend mit Forschungsdiskursen, Begriffsbestimmungen und Analysewerkzeugen im Themenfeld Konfliktmanagement auseinander. In Praxissequenzen hatten sie zudem die Möglichkeit, selbst verschiedene Methoden der Konfliktbearbeitung anzuwenden und in der Workshop-Gruppe zu diskutieren. Die behandelten Vertiefungsthemen deckten ein weites Spektrum ab: So stand im englischsprachigen Workshop mit deutschen und internationalen Studierenden etwa die Rolle von Drittparteien in internationalen Konflikten wie der Ukraine-Krise im Zentrum (Dozent*innen: Prof. Dr. Lars Kirchhoff, Julia von Dobeneck). Im Workshop zu Konfliktmanagement in der Wirtschaft beschäftigten sich die Teilnehmer*innen intensiv mit Forschungen zur Anwendung von alternativen Streitbeilegungsverfahren in deutschen Unternehmen, u.a. auf Grundlage der vom Institut für Konfliktmanagement in Kooperation mit PricewaterhouseCoopers erarbeiteten fünfteiligen Studienserie „Konfliktmanagement in der Wirtschaft“ (Dozent: Dr. Felix Wendenburg). Beim Workshop mit den Mitarbeiter*innen der Viadrina lag der Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit hochschulspezifischen Konflikten und Besonderheiten der Organisationsstruktur und -kultur von Hochschulen. Zudem wurde der status quo von Konfliktmanagement-Strukturen an Hochschulen in Deutschland skizziert (Dozenten: Mario Clemens, Dr. Christian Hochmuth). Ein weiterer Workshop knüpfte an die eingangs angeführte Fragestellung an, wie Menschen schwierige Entscheidungen treffen und auf welche Weise(n) sie konstruktiv mit schwierigen Entscheidungen umgehen können (Dozentinnen: Nicole Becker, Dr. Anne Isabel Kraus). Schließlich bauten die Teilnehmer*innen im gemeinsamen Abschlussblock auf den Inhalten aus den Viadrina Konflikt(management) Tagen auf und stellten den Transfer zu ihrer individuellen Studien- und Arbeitspraxis her.

Nachdem die Premiere der Viadrina Konflikt(management) Tage 2016 sowohl aus Sicht der Teilnehmer*innen als auch des Organisationsteams unter Federführung von Imke Kerber erfolgreich verlaufen sind, soll die Veranstaltung von nun an jährlich in vergleichbarem Zuschnitt an der Viadrina stattfinden.